In der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts gibt es wenige Medien, die so fest mit dem Vorwurf der Unoriginalität verknüpft sind wie Musenalmanache. Die auffällige Konventionalität der Almanachpoesie, die sowohl die vertretenen lyrischen Gattungen als auch die einzelnen Gedichte betrifft, ist von der bisherigen Forschung meist aus der Perspektive der Rezipienten reflektiert worden. Dieser Beitrag verfolgt dagegen die Frage, welche Funktion das formularisch vorstrukturierte Medium für die Produzenten besaß. Dadurch richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der populären Anthologien für die soziale Öffnung von Autorschaftskonzepten um 1800. Untersucht wird, wie das interaktive Format der Musenalmanache, in dem auch die Leserinnen und Leser zur Publikation eingeladen wurden, durch ein festes Repertoire von Gattungsformularen ausbalanciert wurde.