Protocol Analysis (Ericsson und Simon 1993) ist eine Methode zum Gewinnen und Aufzeichnen von verbalen Protokollen. Versuchsleiter fertigen diese Protokolle aus den Verbalisierungen an, die die Versuchspersonen als so genanntes »Think aloud« zeitgleich zu Denkleistungen im Rahmen bestimmter Aufgaben äußern. Der Vorteil dieser Methode sei es, dass sie sich von introspektiven Berichten von Versuchspersonen unterscheide, die mit den bekannten Schwierigkeiten zu kämpfen haben: introspektive Berichte seien nicht realitätsgetreu (Konfabulationen) und durch die Selbstbeobachtung würden die zugrundeliegenden Denkprozesse verfälscht. Der vorliegende Beitrag befragt kritisch die theoretischen und methodischen Voraussetzungen von introspektiven Berichten und von Protokollen, die im Rahmen von »Protocol Analysis« erstellt werden. Der Beitrag endet mit einem Ausblick auf die Anwendbarkeit von Methoden der »Protocol Analysis« zur Beforschung von Rezeptionsprozessen beim Lesen und Verstehen von literarischen Texten.