This article describes long-term changes in gender differences in voting behavior in Germany, using a globally unique data source: information from real ballots. Compared with self-reports in available surveys, actual votes counted by gender and age groups have three advantages: neither representativeness issues nor social desirability bias, a huge sample, and coverage of seven decades, beginning in 1953. Besides party-specific voting patterns, I analyze summary measures for gender dissimilarities, both overall and separated by age groups. The modern gender gap—women voting more left-wing than men—first appeared in Germany in the 2017 election, surprisingly late compared with previous international research. The speed and structure with which the modern gender gap grew suggest that it is due to period effects rather than cohort effects. The modern gender gap differs by age group and, in post-World War II Germany, women and men have never been as divided about politics as the youngest voters in 2021. These findings partly contrast with previous survey-based results. To explore whether this contrast stems from the smaller sample sizes of previous studies or gendered survey bias (e.g., more social desirability bias among women), I compare results from real ballots with estimates from two survey data sources. Findings suggest that large surveys might provide reasonable estimates at the aggregate level but might overestimate the gender gap for more radical parties such as the AfD (Alternative for Germany).
Dieser Beitrag untersucht Geschlechterunterschiede im Wahlverhalten anhand einer weltweit einzigartigen Datenquelle: Informationen aus repräsentativ ausgewählten, abgegebenen Stimmzetteln bei deutschen Bundestagswahlen. Informationen über das tatsächliche Wahlverhalten bieten drei Vorteile gegenüber Umfragedaten: (1) keine Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit oder mangelnde Repräsentativität, (2) präzise Messungen durch eine sehr große Stichprobe sowie (3) eine lange Zeitreihe seit 1953. Ich untersuche Veränderungen in den Wahlmustern auf Parteiebene, auf Aggregatsebene und differenziere nach Altersgruppen. Die Ergebnisse zeigen, dass der moderne Gender Gap – Frauen wählen linkere Parteien als Männer – in Deutschland erstmals bei der Wahl 2017 auftrat. Vor dem Hintergrund bisheriger internationaler Forschung ist dies überraschend spät. Die Geschwindigkeit und das Muster der Veränderung legen nahe, dass es sich eher um Perioden- als um Kohorteneffekte handelt. Der moderne Gender Gap variiert nach Alter und ist heute in den jüngeren Altersgruppen am größten. Noch nie gab es in der Bundesrepublik so große Geschlechterunterschiede beim Wahlverhalten wie 2021 bei den 18- bis 24-Jährigen. Die Ergebnisse stehen teilweise im Gegensatz zu früheren, umfragebasierten Studien. Um herauszufinden, ob dieser Kontrast auf die kleineren Stichprobengrößen früherer Studien oder auf geschlechtsspezifische Verzerrungen bei Umfragen zurückzuführen ist (z. B. eine stärkere Verzerrung durch soziale Erwünschtheit bei Frauen), vergleiche ich die Ergebnisse von echten Stimmzetteln mit Umfragedaten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass große Umfragen ausreichend verlässliche Schätzungen für aggregierte Maße liefern, den Gender Gap aber für radikalere Parteien, wie die AfD, teils überschätzen.
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